Neue Arten der Vernetzung I – Intelligente Alltagsgegenstände

Neue Arten der Vernetzung I – Intelligente Alltagsgegenstände

Written by Urs Kaiser

Wednesday, 20 August 2014 00:00

In einer Welt zunehmender Vernetzung denken wir gemeinhin in erster Linie an zwei Dinge: soziale und technische Netzwerke.

Doch sind es nicht nur Kontakte zwischen Menschen bzw. Menschen und Organisationen oder die technische Vernetzung zwischen Geräten (Computer, Smartphones), die zukünftig in unserem Alltag eine entscheidende Rolle spielen werden: die Vernetzung zwischen Mensch und Maschine. Die technologischen Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen:

  • flächendeckend verfügbares, drahtloses Internet
  • niedrigpreisige Technologien für die direkte drahtlose Kommunikation in unmittelbarer Nähe (WLAN, Near Field Communication NFC, Radio-Frequency Identification RFID, um nur einige Standards zu nennen)
  • preiswerte Hardware, mit der in den einzelnen beteiligten Komponenten bereits Daten verarbeiten werden können, sowie
  • eine hinreichend technisierte Gesellschaft mit der Bereitschaft, diese Technologien zu nutzen.

Dieses Internet der Dinge kann nicht vollständig von anderen Begriffen wie Embedded Systems, Cyber-Physical Systems oder dem Internet allgemein (von dem es ja ein Teil ist) abgegrenzt werden. Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach in naher Zukunft eine Vielzahl von Anwendungsfällen geben, für die dieses Zusammenspiel und Ineinandergreifen von technologischen Komponenten eine Grundvoraussetzung darstellen.

Wie diese Vernetzungen zukünftig im Alltag Einzug finden können, sollen folgende Beispiele zeigen:

  • So könnte zukünftig ein Fahrzeug über einen Abgleich zwischen Standort (GPS) und Unwetterwarnungen prüfen, ob ein Hagelschaden droht und gegebenenfalls eine Warnung an den Fahrzeughalter senden. In einem zweiten Schritt wäre eine Empfehlung einer sicheren Parkmöglichkeit denkbar, die Route wäre im Navigationsgerät bereits voreingestellt.
  • Ein ähnliches Szenario ist auch für Gebäude denkbar: mit Sensoren versehene Fasadenkomponenten (Fenster und Jalousien) melden bei entsprechenden Wetterbedingungen Handlungsbedarf. In modernen hochtechnisierten Gebäuden können die notwendigen Maßnahmen von den Komponenten selbst ausgeführt werden.
  • Sämtliche Geräte im Haushalt melden ihren Energieverbrauch bzw. ihren Zustand an ein zentrales System, auf das der Bewohner Fernzugriff hat. So erhält er nicht nur Gewissheit, das Bügeleisen tatsächlich ausgeschaltet zu haben. Er könnte über Smart Phone App oder Web-Anwendung auch das Gerät von der Stromversorgung nehmen, sollte er es vergessen haben.
  • In der Logistik oder im ERP-Kontext könnte ein System die Lagerbestände eines jeden Verbrauchsguts überwachen und automatisch anhand des tatsächlichen Bestands eine Sicherheitsmeldung ausgeben.
  • Ähnliches ist für das private Umfeld denkbar: jedes Nahrungsmittel meldet per RFID sein Mindesthaltbarkeitsdatum an ein zentrales System. Bei Überschreiten dieses Datums wird eine Warnmeldung bereitgestellt. Dies kann per E-Mail oder SMS geschehen, ebenso denkbar ist eine stets aktuell gehaltene Übersicht oder Inventarliste, die vom Bewohner bei Bedarf eingesehen wird.
  • Ein Abgleich zwischen einer Rezeptdatenbank und den zuhause vorhandenen Zutaten erstellt automatisch eine Einkaufsliste mit den fehlenden Produkten.
  • Aufgrund bisherigen Zuschauerverhaltens macht das Fernsehgerät im Abgleich mit einer elektronischen Programmzeitschrift individuelle Vorschläge. Ein ähnliches Verhalten ist auch für den Recorder denkbar: wurde in der Vergangenheit stets jede Folge einer Reihe aufgezeichnet, so zeichnet der Recorder auch ohne explizite Programmierung auf, wenn ausreichend Speicherplatz verfügbar ist und die Sendung nicht als Wiederholung bereits gespeichert wurde.

Diese denkbaren Anwendungsfälle benötigen intelligente und in gewissem Rahmen autarke Systeme. Sie handeln aber alle nach festen Regeln, die größtenteils unabhängig von ihrer Umwelt gültig sind, d.h. nur die direkten Akteure sind betroffen. Eine weitergehende Vernetzung oder die Inbezugnahme auf Datenmengen ohne unmittelbaren Bezug auf die Akteure wird dabei vernachlässigt. Wie sich solche Situationen gestalten könnten, wird im Kapitel “Neue Arten der Vernetzung II – Indirektes Wissen nutzen” dargestellt.

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