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Softwarelösungen im Zeitalter der Digitalisierung – Teil 2

Digitalisierung bedeutet Veränderung – Altbewährtes wird in Frage gestellt oder aufgegeben, Abteilungsgrenzen teilweise gesprengt und neu definiert. Ohne Zweifel: Die Digitalisierung benötigt neben Ressourcen und Entscheidungsbefugnissen eine zielgerichtete Strategie, die dem gesamten Unternehmen als Leitlinie dient.

Im ersten Teil unserer Blogserie „Softwarelösungen im Zeitalter der Digitalisierung“ haben wir für Sie die Herausforderungen, die die digitale Transformation eines Unternehmens mit sich bringt, näher erörtert.

Mit Teil 2 wollen wir nun daran anknüpfen und Ihnen die fünf wichtigsten Kriterien aufzeigen, die aus organisatorisch und technischer Sicht zu einer erfolgreichen Digitalisierung führen.

1. Klassifizieren Sie Ihre aktuellen Softwarelösungen

Die digitale Transformation eines Unternehmens stellt einen fundamentalen Wandel dar und bedeutet nicht nur das einfache digitalisieren von bestehenden Prozessen. Vielmehr greift dieser Change Prozess das Unternehmen an seinen Wurzeln an. Oftmals wird in diesem Zusammenhang dann darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die von der Transformation betroffenen Personen bereits zu Beginn abzuholen und in die Projekte mit einzubeziehen. Das stimmt mit Sicherheit, wenn man die digitale Transformation von der fachlichen Seite her betrachtet.

Aus technologischer Sicht sollten zu Beginn der Digitalisierungsüberlegungen die aktuelle Softwarelandschaft in ihre Einzelteile aufgespalten, bewertet und am wichtigsten: klassifiziert werden.

Klassifizieren Sie Ihre aktuelle Softwarelösungen so, dass sie identifizieren können

  1. ob es sich um Commodity Software, also Standardsoftware ohne Bezug zu internen oder externen Unternehmensprozessen, handelt. Ist dies der Fall, sollte man sich fragen, ob diese Softwarelösung überhaupt noch benötigt wird, respektive gegen eine zeitgemäßere Lösung ausgetauscht oder im besten Fall als Service bezogen werden kann. Bestes Beispiel hierfür ist das Office-Paket von Microsoft. Warum sollte man heute noch die lokal installierte Version beziehen und auf diesem Stand des Releases bleiben, wenn bei der Cloud-Version erweiterte Nutzerlizenzen und automatisierte Updates im Abopreis mit inbegriffen sind. Man hat also überhaupt keine Vorteile, wenn man die Anwendung lokal installiert.
  2. ob Ihnen Ihre Software heute und ggf. auch zukünftig ein Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber ihren Wettbewerbern bietet – eigene Innovationen. Wenn Ihnen diese Software beispielsweise ermöglicht Ihren Kunden einzigartige Services oder Produkte anzubieten, dann ist das ideal und sollte auch zukünftig so bleiben. Sollte dies aber nicht der Fall sein, gilt es diese Software in Frage zu stellen.
  3. ob Ihnen die Software Dienste liefert, die nicht zu Ihren eigentlichen Kernkompetenzen gehören. Dazu gehören möglicherweise Navigations- und Adressdienste, Rechen-Bibliotheken aber auch Customer Identity und Access Management-Lösungen. Diese Spezial Software bringen in der Regel viel Mehrwert (Added Value) in ihren eigenen Lösungen.
    Solche Softwarekomponenten sollten immer von extern bezogen werden, denn wie schon erwähnt, liegen diese Services nicht in ihrem Kernkompetenzbereich.

2. Definieren Sie die Ausführungsplattformen für Ihre Software

Nachdem Sie Ihre Software-Lösungen klassifiziert und im besten Fall auch nach Sinnhaftig- und Sinnlosigkeit bewertet haben, sollten Sie nun die Betriebsplattformen genauer unter die Lupe nehmen. Deshalb lautet unser nächstes Kriterium, das unmittelbar mit einer erfolgreichen technischen Digitalisierung einhergehen sollte: Definieren Sie die Ausführungsplattformen für Ihre Software.

Im Gegensatz zu früher, gibt es heute eine Vielzahl an Ausführungsmöglichkeiten für Ihre Software und wir unterstellen einmal, dass es heute überhaupt nicht mehr wichtig ist, wo eine Software betrieben wird, vorausgesetzt sie lässt sich einfach nutzen und integrieren.

Die Wahl der richtigen Ausführungsplattform für Ihre Software hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Software, die Sie nicht selbst entwickeln, sollten sie vorzugsweise auch nicht selbst betreiben. Software as a Service (SaaS), die auf dem Cloud-Prinzip basiert, ist mittlerweile etabliert und funktioniert.
  2. Individuelle Software, die ihre eigenen Innovationen stützen, sollte auf einem Cloud-Platform-Stack betrieben werden und ggf. embedded in Ihren IoT-Devices sein.
  3. On-Premise Software sollten Sie nur dann betreiben, wenn Sie sicherstellen können, dass die technische Infrastruktur sowie die Kapazitäten und Kompetenzen für die Betriebsführung im Haus gegeben sind. Diese Art der Software ist zwar einfacher an die eigenen, meist stark individualisierten Anforderungen anpassbar, aber auch aufwendig in Wartung, Monitoring und Back-Up.

3. Entwickeln Sie Ihr (IT-)Team

Die IT nimmt in den meisten Unternehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Das ist schon seit vielen Jahren so. Allerdings kann man rückblickend durchaus gut erkennen, dass es in der Entwicklung der IT-Technologie immer wieder Umbrüche (der englische Begriff gefällt mir hier noch besser: radical changes) gab. Diese wird es auch künftig geben. Die aktuelle Ära wird „Digitale Transformation“ genannt.

Es gibt unterschiedliche Menschentypen und Einstellungen, auch in Ihrem Unternehmen. Dies führt dazu, dass Veränderungen früh, spät oder überhaupt nicht erkannt werden. Daraus lässt sich unmittelbar ableiten in welcher Phase Sie in den „Technology Adoption Lifecycle“ einsteigen können.

Abbildung 1: Quelle – https://en.wikipedia.org/wiki/Technology_adoption_life_cycle

Innovatoren haben den First-Mover-Advantage (Spieletheorie) und können bereits dann ein Geschäftsfeld besetzen, wenn diese Möglichkeit Andere noch nicht erkannt haben oder sich auf eine Warteposition zurückziehen.

Das Schaffen von Einrichtungen wie Digital Labs oder die Benennung eines Chief Digital Officers (CDO) sind gewiss ganz gut. Allerdings darf man sich die Fragen stellen, warum diese erst jetzt installiert werden oder warum dieses Thema nur auf einige Personen begrenzt ist. Damit möchte ich keinesfalls den dort handelnden Personen zu nahetreten, im Gegenteil ich finde alles gut, was uns innovativer macht.

Etablieren Sie einen koordinierten und regelmäßigen Austausch zu technischen und fachlichen Fragestellungen. Wir bei Widas machen dies mit Widas-Standups, ein Format das nicht länger als 1h dauert und zuvor identifizierte Themen beleuchtet, um dann zu bewerten und zu entscheiden, welche Neuerungen interessant und es Wert sind sie in einem Projekt zu entwickeln

4. Etablieren Sie ein aktives Software-Lifecyclemanagement

Geschäftsmodelle und -prozesse sowie Produkte verändern sich im Zuge der Digitalisierung teilweise in rasanter Geschwindigkeit. Waren Softwarelösungen früher übertrieben gesagt für die Ewigkeit, zumindest aber für viele Jahre gebaut, ist heute die Agilität der Software wichtig, da sich der Business Bedarf oftmals schnell ändert. Das Application Management beschreibt an dieser Stelle einen ganzheitlichen Unternehmensansatz und folgt dem DevOps-Prinzip, bei dem Entwickler auch nach Implementierung der Anwendung mit einbezogen werden, was zu einer höheren Agilität führt.

Es begleiten uns im Unternehmen täglich neue Anforderungen und Herausforderungen, die wir Software gestützt erledigen. Das heißt, wir haben immer mehr und von Zeit zu Zeit auch andere Software. Für jede Software stellt sich die Frage der Aktualisierung der Software und zwar nicht nur weil neue schöne Features vorhanden sind, sondern weil sich die Umgebung ändert: die darunterliegende technische Plattform, rechtliche Vorgaben, Programmiersprachen, Datenbanken, externe Services, usw.

Dazu gibt es gute Konzepte, die das Lifecyclemanagement vereinfachen:

  • Viele Plattformanbieter bieten zwischenzeitlich automatische Update-Prozeduren an, angefangen vom Betriebssystem bis zu den Apps in den App-Stores. Nutzen Sie diese Möglichkeiten und aktualisieren Sie die Software stets rechtzeitig
  • Ihre SaaS-Lösungen müssen von dessen Betreiber up to date gehalten werden. Damit haben Sie neben den Vorteilen von Neuerungen und Verbesserungen auch überhaupt keinen Aufwand beim Lifecycle Management. Benutzen Sie Software as a Service, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt.
  • Ihre Individualsoftware sollten Sie selbst mit einem aktiven Lifecycle-Management versehen. Sie sollten Sie mit Ihrem Dienstleister oder Ihrer eigenen IT eine Vereinbarung treffen, dass die Softwaretechnologie stets aktuell gehalten wird, auch dann, wenn Sie keine fachlichen Veränderungen an der Softwarelösung vornehmen. Dann können Sie dich fachliche Weiterentwicklung von der technischen Anpassung entkoppeln.

Etablieren Sie daher ein aktives Software-Lifecyclemanagement in Ihrem Unternehmen und setzten Sie auf agile Methoden mit iterativen Praktiken, um kürzere Entwicklungszyklen herbeizuführen.

5. Denken Sie in Ökosystemen

Und „last but not least“, das Kriterium, das mit der zunehmenden Vernetzung zum wettbewerbsentscheidenden Faktor geworden ist: Denken Sie in Ökosystemen, denn Plattformen sind das zentrale Geschäftsmodell der digitalen Wirtschaft.

Ökosysteme sind eine Art digitaler Marktplatz, bei dem der Dreh- und Angelpunkt kein Produkt oder Dienstleistung ist, vielmehr dient diese digitale Plattform als Vermittler der Nachfrage zwischen externen Anbietern und externem Nachfrager. Ihre Kunden können in diesem Fall beides sein, auf jeden Fall würden sie Ihren „Marktplatz“ nutzen, wenn es ihn gäbe und er ihnen einen Mehrwert bieten würde.

Daher der Appell: das Denken in Plattformen bzw. in Ökosystemen zieht in den meisten Fällen eine komplette Änderung des Geschäftsmodelles nach sich. Deswegen tun sich viele Unternehmen auch sehr schwer damit. Dennoch: Nutzen Sie die Möglichkeit und bieten Schnittstellen, die fachlich gesehen Mehrwerte für die Kunden und das Ökosystem bieten. Nichtsdestotrotz ist eine Plattform ein komplexes Modell und es ist nahezu unmöglich, ein digitales Ökosystem im Alleingang zu bewältigen und dabei das Potential voll auszuschöpfen. Aufgrund der Vielschichtigkeit sollten Sie immer einen erfahrenen externen Partner miteinbeziehen, der seine Expertise einbringen kann.

Abschließend möchte ich noch mit einigen Zahlen aufwarten, die belegen, dass die digitalen Vorreiter ihrer Konkurrenz um Längen voraus sind. Diejenigen, die früh auf den Zug Digitalisierung aufgesprungen sind, konnten ihre Umsätze in den letzten Jahren um knapp 15% steigern und erreichen somit eine um mehr als 50% bessere Performance, als ihre Marktbegleiter, die zu den digitalen Nachzüglern zählen.

Die Digitalisierung treibt Unternehmen in jeder Branche um. Die Gestaltung der Veränderung fällt den meisten Unternehmen schwer, denn Digitalisierung bedeutet, dass Prozesse umgestellt, teilweise sogar neu erfunden werden und Mitarbeitern neue Aufgaben zugewiesen werden. Nicht selten bedeutet Digitalisierung sogar einen Wandel des kompletten Geschäftsmodelles. Dennoch sollten Sie auf keinen Fall den Fehler machen und moderne, innovative Systeme – sprich Software – einfach um ihre alten Prozesse herumbauen. Wer bestehen will, muss sich verändern. Und die Veränderung sollte jetzt beginnen. Überlegen Sie nicht mehr zu lange und holen sich einen kompetenten Partner an Bord, der sie vor allem bei der technischen Umsetzung Ihrer Digitalisierungsbemühungen unterstützt.

Über den Autor
Thomas Widmann ist Gründer und Geschäftsführer der Widas Unternehmensgruppe. Er definierte das Unternehmensleitbild „Bigger Picture der IT“ welches er mit Leidenschaft und Engagement vorantreibt. Als Vor- und Querdenker ist seine Mission, Unternehmen bei der Umsetzung ihrer neuen, digitalen Geschäftsmodellen zu unterstützen.

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